Für den neuen Volksaltar in Weil fehlte noch die Reliquie des Kirchenpatrons St. Mauritius!
Der Ort des Martyriums von St. Mauritius und seiner Gefährten, der „Thebäischen Legion“, liegt in Rhonetal südlich des Genfer Sees. Das war natürlich ein spezielles Ziel für eine Pilgerfahrt der Pfarreiengemeinschaft!
Am 5. Mai gingen wir auf die Reise. Pfarrer Martin Rudolph begrüßte uns und mit einem Reisegebet waren wir gut gerüstet für die lange Fahrt. Über Lindau und Bregenz fuhren wir in die Schweiz. Über dem Bodensee kreiste ein Zeppelin der sich von dem strahlend blauen Himmel deutlich abzeichnete. Über Zürich und Bern ging es Richtung Genfer See. Bei Bern konnten wir die berühmten Berge der Zentralschweiz, Eiger, Mönch und Jungfrau, erkennen.
Schon vor dem Genfer See faszinierten uns die Berge des Wallis. Die angesteuerte Raststätte war wie ein Balkon um die herrliche Landschaft genießen zu können. Das Schloss Chillon im Genfer See war für gar manchen von uns ein Wunschziel.
Schon von weitem grüßten die „Dents du Midi“, deren östlicher Gipfel über St. Maurice in den Himmel ragt. Die Zimmer im Klosterhotel der Kapuziner waren schnell bezogen und schon stand der erste Programmpunkt an: die Führung durch Kirche, Schatzkammer und Ausgrabungen der Abtei St. Maurice der Augustiner Chorherren.
Unsere beiden Führer und Begleiter in den nächsten beiden Tagen waren Chorherr Cyrille Rieder und Chorherr Thomas Rödder. Beide freuten sich riesig über unsere Pilgerreise und dass sie mal wieder deutsch bzw. bayerisch sprechen konnten. Wir teilten uns in zwei Gruppen und wurden in die 1500jährige Geschichte des Klosters eingeführt und staunten über die Kirche, den Klosterschatz und die Ausgrabungen.
Die schwere Kirchentüre nimmt Bezug zu den Märtyrern im Lauf der Geschichte. In der neuen Märtyrerkapelle in der Kirche sind hölzerne Leuchtstelen Symbol für die Märtyrer auf allen Kontinenten und die modernen, vielfarbigen Glasfenster berichten vom Heiligen Mauritius und seinen Gefährten. Die Taufkapelle mit den modernen Mosaiken und einem Taufstein, der die Dreifaltigkeit symbolisiert ist ein zutiefst spiritueller Ort. Die Kirche selbst ist für unsere Verhältnisse eher dunkel und karg, doch voller Aussagekraft!
Im Museum ist der Klosterschatz zu bewundern: goldene Schreine für die Reliquien und viele wunderbare sehr alte liturgische Geräte. In den Ausgrabungen sind die Grundmauern der früheren Kirchen und Kapellen mit der Krypta des Hl. Mauritius. Unsere Bewunderung galt auch dem freitragenden Dach über den Ausgrabungen, das tief in der Felswand verankert und durch 170 Tonnen aufgelegtem Gestein gegen die Föhnstürme gesichert ist.
Am Abend konnten wir den Ort noch etwas zu Fuß erforschen. Die Berge glänzten mit weißen Schneefeldern, der Felsen der das Tal stark verengt ragte hinter dem Kloster auf und wir entdeckten hoch über dem Ort im Felsen ein hell erleuchtetes Gebäude, das nicht erkennen ließ, was es war. Die Auflösung des Rätsels erhielten wir am nächsten Tag.
Am Samstagmorgen war strahlender Sonnenschein und ein Föhnsturm. Der ganze Ort war wegen eines Chorfestivals geschmückt und die „Cime de l'Est“ glänze im Frühlicht. Sie hat vom Ort aus etwas Ähnlichkeit mit dem Matterhorn.
P. Cyrille ging mit uns den „Stelenweg“ zur Kapelle Vérolliez, dem Ort, an dem St. Mauritius nach der Überlieferung den Märtyrertod fand. Diese neuen bunten Glasstelen sind den Heiligen gewidmet, welche die Abtei geprägt haben. Die letzte Stele zeigt jedoch Jesus als Sieger und König der Märtyrer auf einem Schimmel.
Bei der dritten Station konnten wir wieder das mysteriöse Gebäude im Fels erkennen. P. Cyrille erklärte uns auf: die Wallfahrtskapelle Notre-Dame du Scex! Die 487 Stufen hinauf werden von einem Kreuzweg begleitet. In dieser Kapelle sind wöchentliche Gottesdienste und viele Wallfahrer kommen seit 1400 Jahren hier her. Leider hatten wir keine Gelegenheit hinaufzugehen.
An der Kapelle Vérolliez erwartete uns P. Thomas, der uns in die Krypta der Kapelle führte, in der Reste von Vorgängerbauten zu sehen waren. Bereits um 500 n. Chr. wurde hier die erste der Kapellen gebaut, die immer wieder durch Muren und Überschwemmungen zerstört wurden. Aus diesem Grund wurden auch die Gebeine der Märtyrer an die Felswand übertragen. Der große Stein, auf dem der hl. Mauritius den Tod gefunden haben soll, ist in der Kapelle aufbewahrt.
Pfarrer Rudolph und P. Thomas feierten mit uns die heilige Messe. Es war sehr bewegend hier an diesem Ort, wo so viele Glaubenszeugen für Christus gestorben sind. Wir hatten auch einen Ministranten dabei: Simon Egen.
Nach dem Gottesdienst entzückte uns ein neugeborenes Kalb, das wir Moritz nannten. Auf dem Rückweg brach der Föhn plötzlich zusammen und es begann zu regnen. Inzwischen hatten wir auch Hunger. P. Cyrille hatte uns schon darauf hingewiesen, dass es in der früheren Hauptstraße, die jetzt Fußgängerzone ist, viele Lokale gibt. Eine Pizzeria war dann das Ziel!
Weil es regnete, zogen wir die Feengrotte einer Fahrt zum Genfer See vor. An der engsten Stelle des Tals steht die Burg und dahinter geht es hinauf zum Grotteneingang. Pfarrer Rudolph erklärte uns die Besonderheiten dieser 1 km tiefen Höhle, in der immer wieder Wasser über die Felsen rinnt. Der Höhepunkt ist der große Wasserfall am Ende des Weges. Mit viel Phantasie kann man im Wasserfall eine Fee erkennen...
Nach dem Abendessen saßen wir noch lange in der Hotelhalle beisammen. P. Thomas gesellte sich zu uns und erzählte viel über das Kloster, den Ort und über sein Leben. Zur Vorbereitung der 1500 Jahrfeier kam er in die Schweiz. Bier, nicht nur für das Kloster, sondern im Kloster zu brauen, ist eines seiner Ziele. Gelernt hat er es daheim in Hacklberg, einem Stadtteil von Passau. Er ist als Polizeiseelsorger im Einsatz, auch die Außendarstellung des Klosters obliegt ihm.
Nach einer etwas kurzen Nacht war der Höhepunkt der Pilgerreise: Konventamt und Reliquienübergabe!
Wir waren frühzeitig in der Kirche und konnten uns beim Glockengeläut auf die heilige Feier einstimmen. Simon durfte wieder ministrieren zusammen mit dem einzigen Novizen des Klosters, der ebenfalls Simon heißt.
Feierlich war der Einzug der Domherren mit ihrem Abt Jean César Scarcella und Pfarrer Martin Rudolph. Der Gottesdienst war in Französisch, doch Pfarrer Rudolph hatte vorgesorgt und für uns die Lesungen des Sonntags in Deutsch dabei!
Nach der Heiligen Messe war die feierliche Übergabe der Reliquie durch den Abt an Pfarrer Rudolph. Sie lag in einem mit rotem Stoff ausgeschlagenen Holzkästchen mit einem Foto des Hochaltarbildes der Klosterkirche innen im Deckel.
Der Abt las den Text der Überlassungsurkunde und sprach ein Gebet um Fürsprache des Hl. Mauritius und sagte in Deutsch: „Jetzt sind wir immer miteinander verbunden!" Pfarrer Rudolph bedankte sich auf Französisch und erklärte, dass die Reliquie zusammen mit denen vom hl. Wolfgang und Rupert in den neuen Volksaltar eingemauert werden. Ein Bild der Weiler Pfarrkirche und der beiden Kapellen wurde unter Applaus der Anwesenden überreicht. Unsere Pilgergruppe sang zum Dank das Lied „Mauritius in aller Welt“.
Nach dieser eindrucksvollen heiligen Messe wartete schon Busfahrer Dennis darauf, uns wieder gut heim zu bringen. Erfüllt von den Eindrücken der vergangenen Tage waren wir auf der Heimfahrt in froher Stimmung.
Pfarrer Martin Rudolph und allen, welche die Pilgerfahrt vorbereitet haben ein herzliches „Vergelt’s Gott“! Joh. Brigitte Heilrath