1. Ortsgeschichte
Das Pfarrdorf Penzing am Lechrain östlich des Lech bei Landsberg gelegen ist eine der ältesten Pfarreien im Landkreis Landsberg.
In einer Urkunde aus dem Kloster Benediktbeuren vom Jahr 1070 taucht erstmals der Ortsname mit der damals übliche Schreibweise „Pacinga“ auf. Daraus geht hervor, dass die Ansiedlung bereits bei der Gründung des Klosters Benediktbeuren um 740 n. Chr. bestand und es ist weiter daraus zu schließen, dass die Besiedelung unter der Führung eines „Panzo“ erfolgte. Die Urkunde besagt, dass ein Graf Engildeo im Zeitpunkt der Gründung des Klosters in dieses eingetreten ist und u.a. auch seinen Besitz zu „Pancinga“ an dieses Klosters geschenkt hat.
Bodenfunde aus der Merowingerzeit haben erwiesen, dass die Besiedelung schon zur Landnahmezeit, nämlich um 500 bis 550 n. Chr. erfolgte.
Dass Penzing eine der ältesten Pfarreien im Landkreis Augsburg ist, geht auch daraus hervor, dass schon 1055 ein Presbyter (Priester) namens Richolfus „de Pancinga“ genannt wird. Um 1070 gehörte Penzing jedoch nicht mehr dem Kloster Benediktbeuren, sondern wohl zum Kloster Andechs als Lehen, da Bischof Hermann von Augsburg im Jahr 1128 eine Anordnung erließ, dass u.a. auch das Lehensdorf „Pentzing“ alle Pfingstdienstage nach Andechs wallfahren soll. Diese Wallfahrt besteht seither ununterbrochen und wird heute am Samstag nach Christi Himmelfahrt durchgeführt.
Im Jahre 1141 wurde Penzing dann an das Kloster Wessobrunn verkauft. Dieser Rechtsvorgang wurde mit der Bulle des Papstes Innozenz II. am 1.12.1141 bestätigt.
2. Geschichte der Kirche
Von diesem einstmals welfischen und dann wittelsbachischen Ministerialen-Geschlecht erbaute Freiherr Philip Conrad von Pfetten in Penzing um 1469 die Pfarrkirche St. Martin. Die Weihe auf diesen Namenspatron ist ebenfalls ein Hinweis auf die Ansiedlung in der Frühzeit der Christianisierung.
Die gotische Pfarrkirche wurde während des 30-jährigen Krieges um 1632 von den Schweden zerstört und um 1650 wieder aufgebaut. Die Pfarrkirche St. Martin ist ein kleiner, im Kern gotischer Bau, der im Innenraum im barocken Stiel ausgestaltet ist.
Der Turm stammt noch aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Nahe der Kirche liegt der Militärflughafen, der 1936 erbaut wurde. Aus Gründen der Flugsicherheit musste im Jahr 1945 auf Anordnung der amerikanischen Besatzungsmacht das Satteldach und ein Geschoss des Kirchturmes abgetragen werden. Das Satteldach des Turmes wurde durch ein flache Zeltdach ersetzt. Bei der Außenrenovierung 1973 erhöhte die Gemeinde den Turm wieder und stellte das ursprüngliche Satteldach wieder her.
In den Jahren 1962 und 1990 erfuhr die Kirche umfassende Innenrenovierungen. Die letzte Außerrenovierung erfolgte im Jahr 2000.
3. Ausstattung
Zwischen 1720 und 1740 wurde das Innere der Pfarrkirche im frühbarocken Stil gestaltet. In dieser Zeit erfolgte die Anschaffung der Altäre. Der von dem Tölzer Maler Adam Fett geschaffene Hochaltar wurde ausgestattet mit Figuren des heiligen Ulrich (Bistumspatron von Augsburg) und des heiligen Blasius, darüber Johannes der Täufer und ihm gegenüber die hl. Maria Magdalena.
Die Figuren stammen aus der Werkstatt des Landsberger Bildhauers Johann Luidl.
Das Altargemälde im Retabel zeigt die heilige Familie mit Gottvater und Heiligem Geist. Darüber im Auszug befindet sich die einzige Darstellung des Kirchenpatrons, des heiligen Martin. Sie zeigt wie der römische Offizier Martin mit dem Bettler den Mantel teilt.
Die Gemälde des Hochaltares und der beiden Seitenaltäre stammen von Johann Caspar Scheffler aus Oberfinning. Die Retabel der Seitenaltäre zeigen den heiligen Wendelin und den heiligen Florian, zwei bedeutende Nothelfer, die von den Penzingern offenbar sehr verehrt wurden.
Der Türkheimer Kistler Michael Settele schuf die beiden Seitenaltäre.
Sie sind geschmückt mit Figuren der heiligen Afra und einer unbekannten Heiligen sowie der beiden Jesuitenheiligen Ignatius von Loyola und Stanisalus Koska. Die Altarfiguren der Seitenaltäre wurden ebenfalls von Johann Luidl gefertigt.
Von ihm stammen außerdem die beiden lebensgroßen Standfiguren des heiligen Rochus und des heiligen Sebastian an der Südwand der Kirche.
Noch aus der gotischen Vorgängerkirche aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts stammt ein bemerkenswertes Kruzifix mit einem lebensgroßen Korpus. Es hing ursprünglich im Chorbogen und befindet sich jetzt an der Nordwand des Chores. Ihm beigesellt sind Figuren der Muttergottes, des hl. Johannes und der hl. Maria Magdalena, die nach der Überlieferung des Johannesevangeliums nahe bei dem Kreuz Jesu standen.
Das einzige Deckenfresko befindet sich über dem Chor und zeigt den heiligen Josef in der Verklärung. Seit dem Jahr 1712 besteht in Penzing eine Josefsbruderschaft. Seltsamerweise ist das Fresko mit vier lateinischen Inschriften umrahmt, die sich allesamt auf den heiligen Martin beziehen.
4. Glocken
Leider wurden die ursprünglichen Bronzeglocken bereits im 1. Weltkrieg abgenommen und eingeschmolzen. Sie wurden 1922 durch Stahlglocken ersetzt. Alle vier Glocken wurden in der Bochumer Glockengießerei gegossen.
Quelle:
Inventarverzeichnis der Kirchenstiftung St. Martin Penzing
Müller-Hahl, Bernhard: Landsberger Kreisheimatbuch
Kirchenführer Penzing