Weithin sichtbar erhebt sich auf dem Hochufer des Verlorenen Baches die für ein Dorf von - heute wie früher - nur rund 350 Seelen ungewöhnlich große Kirche von Geretshausen. Besonders der massige Turm mit mächtiger Doppelzwiebelhaube überrascht in dieser Gegend. Der Kirchbau bildet ein Viereck mit eingezogenem, halbrund schließendem Chor. Seit der letzten Renovierung 1988 trägt die Kirche wieder Ihr heilsandfarbenes Kleid mit weißen Rahmungen und Zielbändern, abgesetzt durch dünne Schattenstriche.
Begonnen wurde dieser Bau im Jahre 1662, nachdem die Schweden 1646 die alte gotische Kirche mit dem gesamten Dorf In Schutt und Asche gelegt hatten. Der Chor wurde 1737 neu errichtet. Ihre heutige Gestalt bekam die Kirche dann 1790-92 von Johann Schmutzer vor allem durch eine Erweiterung nach Westen sowie eine Erhöhung des Raumes, großen Rundfenstern und flächenauflockernden Bändern.
Das Schiff deckt eine Tonne mit Stichkappen, die Wände gliedern Stuckmarmorpilaster mit reichen Akanthuskapitellen.
Eine Wetterfahne am Turmkreuz mit der Gestalt Johannes des Täufers macht schon von außen mit dem Patrozinium der Pfarrkirche bekannt. Kirchen zu Ehren Johannes des Täufers gehören zu den ältesten, weisen sich jedenfalls als frühe Pfarrkirche aus, in der die Taufe gespendet werden durfte. Das erste bekannte Datum aus der Geschichte der Pfarrei Geretshausen und zugleich das entscheidende de für ihre Geschichte bis hin zur Säkularisation ist das Jahr 1179, als Papst Alexander III. der Benediktiner-Abtei Wessobrunn die Inkorporation Geretshausens und anderer Pfarreien bestätigte. Das Kloster bestellte nun immer den Pfarrer für Geretshausen. Naheliegend besorgte dann auch der Klosterarchitekt Johann Schmuter die genannte Vollendung von 1790-92.
Von der barocken Ausgestaltung des Innern finden wir leider fast nichts mehr. Bei einer Renovierung 1870 hat man die Decke mit Fresken und gemalten Stuck im Stil der Zeit übermalt und auch die Einrichtung , darunter Stuckmarmoraltäre, entfernt. Die Decken erhielten kräftige Bänder und Szenen mit Johannes d. T. und dem Hl. Sebastian.
Die Renovierung 1930 stand im Zeichen der Rückbesinnung auf den ehemaligen Barockzustand. Freilich waren nur mehr die Barockfiguren vorhanden und die Reste der Ältere und der Kanzel, so dass an eine Widerherstellung nicht zu denken war. Der damalige Pfarrer Martin Appel konnte aber den jetzigen Hochaltar aus Kimratshofen sowie die Seitenaltäre und die Kanzel aus Pfakofen bzw. Taufkirchen besorgen. In den imposanten Hochaltar wurde aber noch das Gemälde der Jesus-Taufe von 1870 eingefügt. Große, ein wenig steife Figuren des Hl. Josef mit Jesuskind und des Evangelisten Johannes flankieren es.
Die Seitenaltäre nahmen die Figuren einer schönen Maria mit Kind von etwa 1670 und des Hl. Sebastian um 1800 auf. Geretshausen hat heute noch eine lebendige Bruderschaft zum Hl. Sebastian. In der Mensa des Marienalters befinden sich in einem Glasschrein Gebeine, die als Reliqiuen einen römischen Märtyreres mit Namen Lucianus überliefert sind.
Gleichzeitig wurde 1930 die schwerfällige Architekturmalerei von 1870 entfernt und die Reste des gemalten Rokoko-Stucks wieder freigelegt und ergänzt. Die Deckenfresken über dem Chor und dem Schiff beließ man und rahmte sie nur mit Rocaillemalerei.
Verblieben waren ohnehin1870 die Barockfiguren: die reizenden, kleinen Luidl-Apostel mit wehenden Gewändern und hervorgehobenen Attributen, der überlebensgroße Schutzengel, der von manchen als Luidl-Figur, von anderen als Wessobrunner Werk angesehen wird, und die „Hl. Sippa“, die als zusammengestellt gilt: Maria von Luidl, ihre Eltern vielleicht von Schmädl.
Die Renovierung von 1966 stimmt die erneuerte Barock-Ausgestaltung besser aufeinander ab und stellte sie unter ein theologisches Konzept und die neuen liturgischen Einsichten des II. Vaticanums. Vom künstlerischen Standpunkt aus trat an die Stelle des Hauptaltarbildes die Nachbildung einer Barockplastik aus Taufkirchen mit demselben Thema der Taufe Jesu. Diese von J. Ismaier aus Eresing geschnitzte Gruppe Johannes und Jesus passt auch beser zum Stil des Hochaltars, zudem tragen ja auch die Seitenaltäre Figuren statt Gemälden. Die alten Altaraufbauten verloren durch Marmorierung ihre etwas unruhige Fassung. Der Aufzug des Hochaltars erhielt ebenfalls eine Figurengruppe. Gottvater mit dem Kosmos und verspielten Engeln (um 1700).
Aber auch das Deckengemälde über dem Chor und Schiff mussten jetzt weichen. Gerade hier sollte das theologische Konzept anstelle der Heiligenbilder treten. Der Münchener Kunstmaler S. Hausinger malte über dem Altarraum eine Waage, über das Langhaus vorn die Tafeln der Zehn Gebote Gottes und beherrschend in der Mitte das Jüngste Gericht. Um die Gesatlt des Weltenrichters, der als Auferstandener mit der Siegesfahne ganz als Erlöser gesehen wird, zentriert sich ein Kreis von Engeln und Heiligen. Aber auch die Gerechten unter den aus dem Grabe gerufenen Toten stehen gewissermaßen in diesem Magnetfeld; die Verdammten trennt der Erzengel Michael von diesem Kreis - eine sehr dynamische Szene. Nach der Beschreibung des damaligen Pfarrers kommt zu dieser eschatologischen Aussage In den Gesetzestafeln vorn eine christologische, insofern die Gebote in Christus ihre Aufhebung und Vollendung gefunden haben; in der Waage Ober dem Altar eine theologische Aussage, dass nicht unsere Gerechtigkeit, sondern die Gerechtsprechung Gottes uns den Zugang zum ewigen Heil erschließt. Vor der Erlösung des Jüngsten Tages aber erscheint in einem letzten Bild über dem westlichen Kirchenschiff die Kirche (ekklesiologische Aussage) mit Kreuz und Palme: durch das Kreuz Christi bringt sie der Welt den Frieden Gottes.
Es ist eine Frauengestalt, freigelegtes Fragment eines Gemäldes von 1780, die man durch Beifügen der genanntes Attribute als Mutter Kirche gekennzeichnet hat.
Gemäß dem neuen liturgischen Verständnis wurde der Altartisch des Hochaltars vorgerückt als altare versus populum, und die Kanzel als Ambo in den Chor heruntergeholt. Gewiss engt der Kanzelkorb den Altarraum störend ein, entspricht aber gerade durch die geschlossene Form mehr dem Begriff Ambo als etwa ein zierliches Lesepult. Die Brüstung ist zudem nicht schwerfällig, sondern geschmückt mit hübschen Kirchenväterfiguren in mit Muschel verzierten Nischen. Der Rokoko-Engel, der den Schalldeckel krönte, belebt jetzt die linke Chorwand. Gegenüber steht der Tragaltar (ca.1650) mit realistischem Ölbild vom Kreuzestod Christi. Hier waren damals Chorstühle aufgebaut. Ein Lamm Gottes auf dem Buch mit den sieben Siegeln wechselte den Platz vom Tabernakel vor den Volksaltar als dem Opferaltar. Hingewiesen sei schließlich noch auf die guten Prozessionstangen mit dem Hl. Sebastian und dem Hl. Urban von ca. 1700.
Auch die historische Dreifaltigkeit auf dem Taufbecken war ursprünglich eine Prozessionsstange. Der Kreuzweg stammt von etwa 1800 und ist ohne künstlerische Bedeutung. Er wurde fast ganz unter der Empore versetzt.
Nachzutragen ist noch die neue Farbgebung von gedecktem Rosa und neutralem Hellgrau. Das unterstreicht noch Bedeutung und Wirkung all der aufgeführten, überwiegend hervorragenden Einrichtungsteile, die, wenn auch nicht zusammengehörend, nun doch ein recht harmonisches Ganzes bilden. Die Innenrenovierung von 1992 wollte keine Veränderungen oder Neuanschaffungen bringen, sondern durch gründliche Reinigung und Sanierung Raum und Einrichtung wieder neu erstrahlen lassen.