Unvermutet trifft man im Ort Weil auf eine relativ große, sehenswerte Pfarrkirche. Der Grund dieser in Größe und Ausstattung überdurchschnittlichen Gestaltung der Kirche liegt in der Geschichte der Pfarrei, die dem Deutschen Orden inkorporiert war.
Die Kirche St. Mauritius stellt nicht das älteste kirchliche Gebäude in Weil dar. Die St. Rupert-Kapelle (an der Straße Richtung Geretshausen) verkörpert die Wurzeln christlichen Lebens in Weil und verweist bis ins 9. Jahrhundert zurück.
Der Kern des Langhauses der Pfarrkirche geht ins 15. Jahrhundert auf einen spätgotischen Bau zurück. 1714, in einer Zeit intensiver kirchlicher Bautätigkeit in Bayern, wurden Turm und Chor erneuert. Wenige Jahre vorher war der - im Wesentlichen noch so erhaltene und 1996-1998 restaurierte - Pfarrhof erbaut worden.
Charakteristisch ist die durch Eckpilaster und Segment-, sowie Dreieckgiebel gegliederte Architektur des Turmoberteiles. Der Spitzhelm wurde erst 1854 aufgesetzt, nachdem die schöne Zwiebelkuppel einem Sturm zum Opfer gefallen und 1814 zunächst durch eine kurze Spitze (“Jakobinermütze“) ersetzt worden war. 1718 wurde die Barockisierung des Langhauses der Kirche in Angriff genommen. Baumeister war wohl Joseph Schmuzer.
In den Folgejahren entstand die prächtige Innenausstattung: Stuckaturen in Régence-Ornamenten, im Langhaus um 1730, im Chor nach 1740, wohl aus der Schmuzer Werkstatt. Auch die südlich gelegene Sakristei (1715 entstanden) wurde mit Stuckaturen aus Blatt- und Bandelwerk versehen. Wenn man die Bilder, angefangen von den Deckengemälden im Langhaus über der Orgel nach vorne hin zum Bild des 1742 von Simon Gantner aus Kleinkitzighofen geschaffenen kunstvollen Hochaltares ansieht, ergibt sich in diesem Bogen das theologische Thema der Kirche: Das Heilswerk unserer Erlösung, das begonnen hat in der Menschwerdung des göttlichen Wortes, (die Geburt Jesu dargestellt im Bild über dem Orgelprospekt, leider teilweise von diesem verdeckt) findet seinen Höhepunkt im Kreuzestod (Aufrichtung des Kreuzes im Hauptbild der Langhausdecke) und in der Auferstehung. Das Auferstehungsthema wird im dazugehörigen Aspekt der Himmelfahrt Jesu dargestellt: Vom zum Himmel emporschwebenden Jesus, der von Engeln gleichsam unterstützend getragen wird, sind auf Erden noch seine Fußabdrücke auf dem Felsen zu sehen, so dass das Bild uns fragt: Wo sind die Fußspuren Jesu in meinem Leben zu entdecken? Hat seine Liebe zu mir, die in Kreuz und Auferstehung deutlich wird, in meinem Leben Spuren hinterlassen? Eine exemplarische Antwort auf diese Frage geben die Bilder im Chorraum der Kirche, wohin sich die Linie weiterzieht: im Leben des hl. Mauritius, der die Kraft hatte, entgegen der Forderung, den heidnischen Göttern zu opfern, kompromisslos seinem Gewissen zu folgen und Gott treu zu bleiben. So wurde er im Jahr 285 als Kommandant der Thebäischen Legion zusammen mit seinen 6600 Soldaten hingerichtet, wobei er, nach einem Bericht des Eucherius von Lyon zusammen mit seinen Gefährten die Waffen niederlegte und sie ihren Nacken ihren Henkern hinhielten. In dunklen Farben ist dieses düstere Geschehen auf dem Altarblatt von Johann Georg Wolcker aus Augsburg, von dem auch die Deckengemälde (1742) stammen, dargestellt - aufmerksam von der Gottesmutter mit ihrem Kind beobachtet. Darüber in figürlicher Darstellung die Heiligste Dreifaltigkeit die über dem ganzen Geschehen thront (1751 von Ignaz Hillenbrand, Türkheim, geschaffen). Die gläubige Gewissheit darf den so grausam zugrunde gegangenen Mauritius mit dem Siegeskranz gekrönt in der himmlischen Herrlichkeit wissen, empfangen von Christus, dessen Kreuz des Leidens, das im Hintergrund zu sehen ist, überwunden ist (Deckenbild im Chorraum). So zeigt der Blick nach oben welches Ziel nach dem Leiden der irdischen Wirklichkeit dem Gläubigen bevorsteht. Der Erzengel Michael steht im Kampf des Lebens dem Glaubenden zur Seite.
Die beiden großen Seitenfiguren des Hauptaltares, der hl. Georg (links) und die hl. Helena stammen ebenfalls vom Türkheimer Bildhauer Ignaz Hillenbrand.
Die Thematik der Seitenaltäre spiegelt die intensive Marienverehrung wider, die im Deutschen Orden gepflegt wurde, wie ja auch der Kirchen- und Pfarreipatron Mauritius als Soldat und Befehlshaber der geistlichen Mentalität des Ritterordens entsprach. Geschaffen wurden die Seitenaltäre mit ihren gedrehten Säulenteilen und Volutenschwüngen am Auszug, 1754 vom Türkheimer Kistler Dominikus Bergmüller, von dem u. a. auch die Seitenaltäre in der Wieskirche stammen. Die Altarbilder fertigte Johann Anwander aus Lauingen (1760). Das Hauptbild des linken Seitenaltares zeigt die Familie Mariens (Anna und Joachim im Wohlgefallen Gottes), das obere Auszugsbild Mariä Verkündigung. Die (spätere) Figur unterhalb des Altarbildes (der hl. Jesuiten-Missionar Franz Xaver bei der Taufe eines Schwarzen), weist auf die Aufgabe jedes Getauften hin, den Glauben weiterzugeben. Der rechte Seitenaltar (Marienaltar) stellt im Hauptbild das Geschehen der Aufnahme Mariens in den Himmel dar; nach der Legende fanden die Apostel im leeren Grab Mariens nur noch Blumen und Kräuter, Zeichen der leiblichen Dimension des Glaubens: wir dürfen Heil erwarten auch für unseren Leib. Das obere Auszugsbild zeigt die göttliche Dreifaltigkeit, von der alles Heil für Seele und Leib ausgeht, das erlösende Kreuz auf der Erde aufliegend. Unterhalb des Altarbildes in figürlicher Darstellung eine sehr viel spätere thronende Mutter Gottes mit Kind.
An den Seitenwänden findet sich neben den hl. Joseph, Michael, Johann Nepomuk und Sebastian ein vom bekannten Landsberger Bildhauer Johann Luidl um 1740 geschaffener Apostelzyklus. Der Landsberger Maler Franz Anton Anwander gab diesen beeindruckend großen Apostelfiguren ihre weiß-goldene Fassung.
Am Aufgang zur Kanzel befindet sich in einer kleinen Apsis eine Figur des gegeißelten Heilands, unter dem Deckel der Kanzel ein Bild, das den lehrenden Christus zeigt. Die lateinische Aufschrift 'audite vocem tubae' (= hört die Stimme der Trompete) mahnt die Gläubigen zu aufmerksamen Zuhören, letztlich dazu, nicht die Zeichen der (End-) Zeit zu überhören. An der Decke des Langhauses finden sich die vier Evangelisten mit ihren Attributen (Markus-Löwe; Lukas-Stier; Matthäus-Engel; Johannes-Adler).
Ergänzend hingewiesen sei auf zwei weitere Sakralbauten der Pfarrei: die am westlichen Ortsrand liegende St. Wolfgang-Kapelle in malerischem Ambiente, teilweise bis auf 1500 zurückgehend, 1707 erweitert, 1747 durch Kreuzstationen ergänzt, zum Dank dafür, dass Weil beim österreichischen Erbfolgekrieg glimpflich davongekommen war, mit Figuren von Lorenz Luidl (auch die außen am Chor angebrachte ausdrucksstarke Kreuzigungsgruppe) und die schon erwähnte St. Rupert-Kapelle an der Straße nach Geretshausen.
Herausgeber: Pfarramt Weil